Book# 39887

Britschgi, Markus; Bille, Corinna S. & Frey, Theo (Hg.)

Armand Schulthess 1901-1972. Der verwunschene Garten des Wissens.

Ort   Luzern
Verlag   Diopter Verlag für Kunst und Fotografie
Jahr   1996
Einband   OBr.
Illustration, Ausstattung   69 Duoton-Abb.
Medium   Buch
ISBN / ISSN   3-905425-00-9
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Texte dt., fr., it. - Photographien zum «verwunschenen Garten des Wissens, der Wissenschaft, der Künste und der Liebe». Armand Schulthess (eigentl.: Alfred Fernand Armand Dürig) wird am 19. Februar 1901 in Neuenburg geboren. Er wächst als Adoptivkind in Colombier, Kanton Neuenburg, auf. 1910 Umzug der Familie nach Zürich. Nach Beendigung der Sekundarschule Besuch der kantonalen Handelsschule, Lehrzeit bei einer Importfirma. Ab 1919 als Sekretär in verschiedenen Firmen tätig. Von 1923 an eigenes Damenkonfektionsgeschäft in Zürich (bis 1930), darauf in Genf. Infolge der Wirtschaftskrise Geschäftsaufgabe.Ab 1935 verschiedene Auslandaufenthalte, u. a. in Holland und Österreich. 1939 Eintritt in die Eidgenössische Bundesverwaltung (Volkswirtschaftsdepartement, Sektion Ein- und Ausfuhr), wo Schulthess „zählt, was man dem Hitler liefert und was man dafür bekommt». Er heiratet zweimal. Das einzige Kind stirbt früh. Die Frauen verlassen ihn jeweils, wenn kein Geld mehr da ist. 1941 Kauf des Rusticos in Auressio, Kanton Tessin. Er erwirbt sukzessive weiteres Land dazu, bis er über 18’000 m2 besitzt. 1951 zieht er sich auf eigenen Wunsch aus dem Bundesdienst zurück und übersiedelt in seine „drei Besitztümer” im Tessin, um fortan das zu tun, was ihm beliebt. Er beschreibt Tausende von kleinen Täfelchen, meist aus Blech, mit dem gebündelten Wissen aus der gesamten Kulturgeschichte, aus allen Wissenschafts- und Lebensbereichen. Eine Enzyklopädie im Wald entsteht: in Bäumen und Sträuchern gehängte und an Mauern montierte Schrifttäfelchen, zusammen mit Wegsystemen und Sitzplätzen, angelegt auf Weinterrassen und Abhängen eines Kastanienwaldes. In minutiöser Kleinarbeit legt er eine selbst verfasste und illustrierte Bibliothek an. Er sammelt alles Brauchbare. 1953 erwandert Corinna Bille zusammen mit Freunden das Besitztum des Armand Schulthess. Im Anschluss daran schreibt sie die Erzählung "Le propriétaire", welche 1955 als erster publizierter Bericht über den Einsiedler erscheint (in: L'Enfant aveugle, Lausanne: Aux Miroirs partagés). Seit 1964 besuchte der Fotograf Theo Frey wiederholt das Anwesen von Armand Schulthess in Auressio. Freys Bildbericht erscheint darauf in den Luzerner Neuesten Nachrichten (1965) und in gekürzter Fassung in der Neuen Zürcher Zeitung (1968). Sein Bildmaterial wird von verschiedenen Tageszeitungen angefordert. Armand Schulthess' Enzyklopädie besteht aus Tausenden von kleinen Täfelchen, meist aus Blech, beschrieben mit Texten aus sämtlichen Wissens- und Lebensbereichen. Im Innen- und Aussenraum artikuliert sich Schulthess vor allem über das geschriebene Wort, gelegentlich finden sich auch Objektmontagen. Für Schulthess stellt sich die in der Sprache objektivierte Welt als unantastbare Realität dar. Wo immer er Platz findet, hängt er seine Täfelchen und Tafeln - oftmals mittels abenteuerlicher Konstruktionen - an Bäumen und Sträuchern auf, vorab entlang der alten Staatsstrasse. Auf Mauern montiert er ganze Schriftsequenzen, zudem legt er Wegsysteme und Sitzplätze an. Schulthess wendet sich an den vorbeispazierenden Wanderer, belehrt ihn, fordert ihn auf, sich dem Wissen zu öffnen, abzuschreiben, mit ihm in Kontakt zu treten und seine Sammlung (vor allem Bücher und Schallplatten) im Haus zu konsultieren. In den späten 60er Jahren beginnt sein geordnetes Universum zu zerfallen. Seine Kräfte lassen nach. In schnellem Rhythmus ersetzt er verlorengegangene Informationen, schreibt vermehrt auf Karton und Papier, wenn möglich aber auf dauerhafteres Aluminium. Schulthess zieht sich immer mehr zurück, er spricht nur noch über seine Tafeln. Der plötzliche Tod des Aussenseiters gibt den Erben die Gelegenheit im Sommer 1973 das einzigartige Gesamtkunstwerk zu entsorgen. Den Bildersturm überlebt haben nur einige wenige Originalzeugnisse. Die erhaltenen Relikte sind auf zahlreiche Privatsammlungen verstreut. Im Tessin zeigt die Casa Annata auf dem Monte Verità bei Ascona einen grösseren Block von Schulthess' Werken, wie auch das Museum Onsernonese in Loco. Bücher und Objekte von A.S. finden sind auch in der Sammlung CAB Collection de l’Art brut, in Lausanne. Am 29. September 1972 wird Armand Schulthess tot in seinem Garten aufgefunden. Im darauffolgenden Sommer zerstören verständnislose Erben das einzigartige Gesamtkunstwerk des Armand Schulthess. Nach dem Tod des Einsiedlers widmen sich mehrere Ausstellungen dem faszinierenden Lebenswerk von Armand Schulthess. An den Solothurner Filmtagen 1974 findet die Uraufführung des Dokumentarfilmes Armand Schulthess: "J'ai le téléphone" von Hans-Ulrich Schlumpf statt. Im Rahmen der Ausstellung Theo Frey - Reportagen aus der Schweiz in der Kartause Ittingen/TG wird A.S. eine eigene Abteilung gewidmet. Dazu erscheint das Buch Armand Schulthess (1901-1972) (Texte zu A.S. deutsch, franz., ital.) mit den Fotografien und der Reportage von Theo Frey und der Erzählung von S. Corinna Bille. Die Fotos von Frey zeigen Ausbau und Veränderungen der Bibliothek im Walde (seit 1964 bis 1972) und publizieren erstmals neben der franz. Originalfassung den Text von S. Corinna Bille in deutsch und italienisch. (Verlagstext, www.diopter.ch).
50.00 CHF. - Antiq. Peter Petrej, Zürich (10.2012): 67.00 € (gebrauchsspurig).
Photographie 20. Jahrh. Kunst Monographie Schulthess, Armand 

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