Buffet, Bernard

Page 1 of 1, showing 1 record(s) out of 1 total
s. l. [Paris]
Éditions du Pont Royal
1960
128 p.
hc.
gravure ill., incl. photographs and drawings
Buch
Text fr. - Innentitelgestaltung Bernard Buffet. - „Das weitgehend verschwundene Pariser Straßenpflaster zählt ebenso zu den Standards einer schwarzweißen Paris-Ikonografie wie die Stühle in den Tuilerien, die in steiler Untersicht erfassten Treppen samt der dazugehörigen elegant geschwungenen Handläufe oder der obligatorische Blick in die filigrane Architektur des Eiffelturms. Wohl das prominenteste Denkmal hat Brassaï dem Kopfsteinpflaster gesetzt, indem er ihm in seinem Buch »Paris de Nuit« die Rolle des Vor- bzw. Abspanns einräumte: Das Pflaster als Bühne des Lebens und Austragungsort eines kleinen Welttheaters. Ähnliches mag René Maltête vorgeschwebt haben, als er ein Stück diagonal gesehenes Pflaster aufs Cover seines ersten Buches hob. Es geht, und auch der Titel kündigt es an, um das Phänomen Straße. Dies jedoch nicht im Sinne der großen Boulevards, wie sie Haussmann der Stadt verordnet hat, sondern in Gestalt der eher kleinen Seitenstraßen, der Plätze und Parks in denen noch gelebt, gespielt, gestritten und gesungen wird. Was Maltête beschwört, ist genaugenommen ein Klischee, aber er tut dies mit geübtem Blick und wohl auch in dem Bemühen, wenigstens bildhaft etwas vom bröckelnden Charme der sich modernisierenden Metropole in die Zukunft zu retten. - 1930 in Lamballe in der Bretagne geboren, zählt Maltête zu den weitgehend vergessenen Repräsentanten einer ausklingenden Photographie humaniste. 1951 war er in die Hauptstadt gekommen, wo er sich zunächst mit kleineren Jobs beim Film durchschlägt. Das Kino bleibt sein großer Traum, aber zu mehr als einem »assistant-metteur-en-scène-stagiaire« bei – immerhin – Jacques Tati (»Jour de Fête«) oder Claude Barma (»Dindon«) scheint er es nicht gebracht zu haben. 1 Eine preiswert erstandene Semplex 6 x 6 wird ihm zum Ersatzmedium und Mittel, Geschichten zu erzählen, die zwar nicht bewegt und in der Zeit aufgehoben sind, aber eben doch kleine Anekdoten aus dem Pariser Alltag bündeln. Maltête, seit 1958 Mitglied der Agentur Rapho, wird autodidaktisch zu dem, was man seit Garry Winogrand, Lee Friedlander oder Joel Meyerowitz mit dem Begriff »Street photographer« zu bezeichnen pflegt 2, wobei er im Gegensatz zum Gros der eher die Komplexität großstädtischen Lebens erkundenden Straßenfotografen den Bildwitz, die Komik im Alltag sucht. Dass er dabei gelegentlich inszenierend nachgeholfen hat, ist zu vermuten. In jedem Fall spielen Schriften – auf Hauswänden, Plakaten, als Verbotsschilder oder Schlagzeilen in der Zeitung – eine nicht unerhebliche Rolle: Erst der Hinweis, das Gebot, der Straßenname in kurioser Opposition zum Geschehen auf dem Trottoir verschaffen den Bildern ihren humoristischen Effekt. Flankiert werden Maltêtes meist ganzseitig und in feinstem Kupfertiefdruck wiedergegebene Motive von Gedichten und Chansons so prominenter Autoren wie Charles Trenet, Georges Brassens, Charles Aznavour, Léo Ferré oder Serge Gainsbourg, der künstlerisch die Brücke in die 60er Jahre schlägt. Zeichnungen von Siné, Peynet sowie der von dem seinerzeit hoch geschätzten Bernard Buffet beigesteuerte (das Pflaster-Motiv aufgreifende) Vorsatz machen im Verein mit Fotos und Texten das Buch zu einer Art Gesamtkunstwerk, zu einer Erzählung in Fotografien, Autographen und Illustrationen. Folgt man dem Impressum, so hatte Maltête die Idee, stammen Komposition und Layout von ihm: Der Fotograf als Regisseur: Über sein erstes Buch hat René Maltête doch noch den Weg zum Film gefunden. Matête starb am 28. November 2000. Eine Neuauflage seines Erstlings ist 1995 bei Bordas (Paris) erschienen.“ - (Hans Michael Koetzle, 2011. Quellen: Vgl. René Maltête: Des Yeux Plein Les Poches. Grenoble 2003; Vgl. Colin Westerbeck/Joel Meyerowitz: Bystander. A History of Strret Photography. Boston/New York 1994).
Page 1 of 1, showing 1 record(s) out of 1 total