Text dt. - „Äußerungen extremer Gefühle kennzeichnen Grenzsituationen unseres Alltagslebens. Im Theater und in den visuellen Künsten wurden sie über Jahrhunderte hinweg zu gestischen und mimischen Konventionen menschlicher Leidenschaften geformt. Die Fotografie trat dieses Erbe an. Seit ihrem Entstehen hat sie ältere Pathosformeln der Bühne und der Malerei aufgegriffen, diese verändert und neue Topoi "Fotografischer Leidenschaften" geschaffen. Im 19. Jahrhundert schlug sich die Fotografie dabei entweder auf die Seite der Wissenschaften und produzierte im Dienste der Medizin, Psychologie oder Kriminologie 'objektive' Aufzeichnungen 'grenzüberschreitender' Gefühlsäußerungen. Oder sie schuf für die aufsteigenden bürgerlichen Schichten etwa im Piktorialismus melodramatische Inszenierungen 'wahrer', leidenschaftlicher Gefühle. - Im 20. Jahrhundert experimentierte die Fotografie im Rahmen expressionistischer Kunstströmungen nicht nur vor der Kamera mit der Darstellung extremer Emotionen, sondern nutzte alle ästhetischen und medialen Mittel, um die Leidenschaften auch formal zu steigern. Unter dem Diktum moderner Sachlichkeit begann zugleich die systematische Eliminierung aller Zeichen heftiger Gefühle aus dem fotografischen Menschenbild. Surrealistische oder postmoderne Fotografien verwandelten den Ernst dieses Für und Wider in spielerische Bilder von Leidenschaft und Leidenschaftslosigkeit, mit denen sie zugleich die emotionale Macht des eigenen Mediums reflektierten.
Die Aufsätze des Bandes spüren den motivischen, performativen und ästhetischen Veränderungen in den Fotografien überbordender Gefühle nach und erforschen die Grenzen des Mediums zwischen Exzess und Domestizierung menschlicher Leidenschaften.“ (Verlagstext).
Text dt., engl. Erscheint vierteljährlich. - Nebeneintrag. - „Fragen nach dem Dokumentarischen und der Politik, die wir seit letztem Jahr kontinuierlich aufgreifen, führen zwangsläufig zu Fragen nach Glaubwürdigkeit, Authentizität und Inszenierung bzw. Re-Inszenierung. Wie sehen Aufführungen des Politischen aus, was lässt sich über deren Inszenierungstechniken in Bildern rekonstruieren, wie lassen sich Bilder im Hinblick auf andere Bilder lesen? Welche Konflikte werden überhaupt in Form von Bildern ausgetragen und welche nicht? Wo werden sie instrumentell eingesetzt und zu welchen Zwecken? Camera Austria International Nr. 119 führt politische Gesten (G.R.A.M.), Konsumgesten (Stefan Panhans) und Machtgesten (Katja Eydel) zusammen und untersucht, wie sich Restmengen des Realen und dessen inszenatorische Überformung zu Bildpolitiken vermischen und wie wiederum KünstlerInnen in dieses Gefüge intervenieren.“ (Pressemitteilung Camera Austria, 23.08.2012).
Text engl. - Mit eingelegtem, weiteren Text (1 Bl.) von Felix Hoffmann. - Farbige, sexualisierte, künstlich wirkende Frauenportraits, denen der kommentierende Text einigermaßen vergeblich intellektuellen Tiefgang miitels eines Sammelsuriums kunsthistorischer Bezüge zuzuschreiben sucht. (HCA).
Ausstellungskatalog, Madrid, Fundacion Mapfre, 09.-12.2014; Arles, Les Rencontres d’Arles, 07.09.2015; Torino, Camera, Centro Italiano per la Fotografia, 09.-12.2015; C/O Berlin Foundation; 01.-04.2016; Amsterdam, Huis Marseille, 07.-09.2016.