Marburg
Jonas Verlag
2000
168 S.
geb.
56 Abb.
Buch
Text dt. - „Dieser Beitrag zur Präcinemaforschung versucht Mediengeschichte in Seelengeschichte (als Überschneidungsfeld von Psychologie und Frömmigkeitslehre) zu fundieren. Film vor dem Film ist der innere Film des Imaginationsflusses. Der Traktat fragt nach dem Verhältnis von innerer und äußerer Bildbewegung. Somit geht es nicht um eine Technik- und Apparategeschichte der Bildanimation als solcher, wohl aber um die Entstehungsgeschichte des weittragenden Wunsches, den inneren Film der Imagination durch äußere Bilder und insbesondere durch bestimmte ikonische Anordnungen serieller Art zu beeinflussen und apparativ zu optimieren. Berns, der sich durch etliche Studien zum Verhältnis von Künsten und Technologie einen Namen gemacht hat, unternimmt dies mittels Konfrontation von zwei Formen der Bildreihung, die bislang nirgends miteinander verglichen, geschweige denn medienhistorisch befragt wurden: zwei Arten der Bildserialisierung, die seit dem 14. Jahrhundert im erbauungsdidaktischen Seelenexercitium und im militärdidaktischen Körperexercitium zur Anwendung kamen. Zuerst werden Motivation und Geschichte des erbauungsdidaktischen Modells der Passionszeichen Christi vorgestellt, wie es vor allem in Arma Christi- und Rosenkranz-Ikonographie programmatisch wurde; sodann wird die Ikonographie militärischer Drill-Bücher dem gegenübergestellt, die zur Einübung der Waffenhandhabung (Fechtschulen zur Einübung des Gebrauchs von Messer, Schwert und Degen, Kriegsbüchlein zur Einübung des Gebrauchs von Pulverwaffen) konzipiert wurde. Berns kann anhand seines stupenden graphischen Quellenmaterials einsichtig machen, wie beide Modelle trotz ihrer heterogenen Funktion einander immer ähnlicher werden, indem sie in gleicher Weise geometrisiert und schon im 16. Jahrhundert in kreisförmigen Bildanordnungen überführt werden, die seit dem 17. Jahrhundert dann gar in Bildrotoren von Laterna Magica-Projektoren Verwendung finden. Angesichts des Befundes, daß mit Zunahme von geometrischer Rationalisierung und apparativer Optimierung der Bildserien keine Rückbindung an den ursprünglich intendierten meditativen und mnemonischen Impuls und keine Stärkung des inneren Films mehr gewährleistet, sondern vielmehr dessen Austrocknung angebahnt war, entwickelt Berns abschließend die These, der äußere Film, wie er heute durch Kino und TV präsentiert wird, sei aus »Versehen« entstanden.“ (Verlagstext).