Text dt. - „Äußerungen extremer Gefühle kennzeichnen Grenzsituationen unseres Alltagslebens. Im Theater und in den visuellen Künsten wurden sie über Jahrhunderte hinweg zu gestischen und mimischen Konventionen menschlicher Leidenschaften geformt. Die Fotografie trat dieses Erbe an. Seit ihrem Entstehen hat sie ältere Pathosformeln der Bühne und der Malerei aufgegriffen, diese verändert und neue Topoi "Fotografischer Leidenschaften" geschaffen. Im 19. Jahrhundert schlug sich die Fotografie dabei entweder auf die Seite der Wissenschaften und produzierte im Dienste der Medizin, Psychologie oder Kriminologie 'objektive' Aufzeichnungen 'grenzüberschreitender' Gefühlsäußerungen. Oder sie schuf für die aufsteigenden bürgerlichen Schichten etwa im Piktorialismus melodramatische Inszenierungen 'wahrer', leidenschaftlicher Gefühle. - Im 20. Jahrhundert experimentierte die Fotografie im Rahmen expressionistischer Kunstströmungen nicht nur vor der Kamera mit der Darstellung extremer Emotionen, sondern nutzte alle ästhetischen und medialen Mittel, um die Leidenschaften auch formal zu steigern. Unter dem Diktum moderner Sachlichkeit begann zugleich die systematische Eliminierung aller Zeichen heftiger Gefühle aus dem fotografischen Menschenbild. Surrealistische oder postmoderne Fotografien verwandelten den Ernst dieses Für und Wider in spielerische Bilder von Leidenschaft und Leidenschaftslosigkeit, mit denen sie zugleich die emotionale Macht des eigenen Mediums reflektierten.
Die Aufsätze des Bandes spüren den motivischen, performativen und ästhetischen Veränderungen in den Fotografien überbordender Gefühle nach und erforschen die Grenzen des Mediums zwischen Exzess und Domestizierung menschlicher Leidenschaften.“ (Verlagstext).
Ausstellungskatalog des Kunstgeschichtlichen Instituts der Ruhr-Universität Bochum; Bochum, Museum Bochum, Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, 29.01.-12.03.2000; Leipzig, Galerie für Zeitgenösssiche Kunst, 02.04.-28.05.2000.
[Text at Schaden.com:] Derenthals schwergewichtige Dissertation [Phil., München 1995] beleuchtet fast das gesamte (!) Spektrum der Fotografie im Deutschland der Nachkriegszeit. Von den Trümmerfotos ausgehend, umfaßt seine Abhandlung z.B. die Bereiche Verlagswesen, Zeitschriften, Vereine und Messen. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie diverse Register runden den Band ab. Unerläßlich, nicht nur für Bibliotheken. - Vgl. Rezension in: Fotogeschichte (Frankfurt am Main), Jg. 20 (2000), H. 75, S. 75-79. - „Schon ein erster Blick auf die Entwicklung der deutschen Fotografie in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt, daß sich in ihr die beiden sich etablierenden gesellschaftlichen Nachkriegssysteme spiegeln. Eine Trümmerfotografie aus den ersten Friedenstagen ist – zeigt sie keine prominente Ruine – auf Anhieb kaum lokalisierbar. Vergleicht man aber die in den Illustrierten um 1953 veröffentlichten Fotografien, werden sich die dort abgedruckten Bilder in der Regel ohne Schwierigkeiten der DDR oder der BRD zuordnen lassen. Wie es zu der Auseinanderentwicklung in der Art und Weise des Fotografierens kam, ist Thema dieser Publikation.“ (Verlagstext)
Text dt. - Andere Ausgabe: 2. Aufl. 2007. Lizenzausgabe Augsburg: Weltbild Verlag 2009. - Der Kameramann und Fotograf Walter Frentz lebte und arbeitete von 1940 bis 1945 im unmittelbaren Umfeld Hitlers. Dort schuf er zahllose Farbfotos, die hier zum Großteil erstmals veröffentlicht werden. Sie vermitteln eindrucksvoll die erschreckend banale Atmosphäre in Hitlers Hauptquartieren. Namhafte Historiker, Filmwissenschaftler und Fotohistoriker betrachten kritisch einen unbekannten Propagandisten des Dritten Reiches und ordnen sein Schaffen in den Kontext eines verbrecherischen Regimes ein. Das Buch klärt die Entstehungsumstände der Bilder, fragt nach ihren propagandistischen Aspekten und verfolgt die Karriere von Walter Frentz, die er als Kulturfilmer nach 1945 unbehelligt fortsetzen konnte. - Nur Kurztitelaufnahme 07.2007.